Hintergrund zum Stand der Agrarreform im größten Land Lateinamerikas
Landeigentum ist in Brasilien, wie in vielen Ländern Lateinamerikas, extrem ungleich verteilt. Etwa 10 Prozent der Bevölkerung besitzen 80 Prozent des Bodens, die Agrarpolitik ist auf Großproduzenten und die Viehzucht ausgerichtet.
Die Landlosenbewegung MST (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra) ruft seit 40 Jahren zum Widerstand gegen diese Form der Ungleichheit auf. Sie ist mit geschätzten 1,5 Millionen Mitgliedern die einflussreichste soziale Bewegung Lateinamerikas. Ihr Ziel: eine Landreform.
Doch durch Brasiliens Gesellschaft zieht sich ein tiefer Graben. Im Umgang mit der Landfrage und der Landlosenbewegung MST zeigt sich das ganz besonders. Der rechtsextreme Ex-Präsident Jair Bolsonaro hetzte jahrelang gegen die Bewegung, beschimpfte sie als terroristische Vereinigung und drohte, ihre Mitglieder aus dem Land zu werfen. Immer wieder werden MST-Aktivisten durch gewalttätige Milizen bedroht oder gar ermordet. Heute ist Bolsonaro zwar nicht mehr Präsident, aber seine Unterstützer dominieren noch immer das Parlament. Und: Brasiliens Rechte gilt als verlängerter Arm des Agrobusiness. Die Landlosenbewegung ist ein willkommenes Feindbild.
Welche Erfolgschancen hat der MST bei derart mächtigen Gegnern in einem derart gespaltenen Land?